AUTORinnen und Autoren


Sie haben lange ein Doppelleben geführt. Aus Angst, abgelehnt und ausgegrenzt zu werden. Nach außen haben sie sich angepasst. Aber in ihrem Inneren tobte ein Kampf: zwischen Angst und Sehnsucht, zwischen christlicher Norm und ihren wahren Gefühlen. Nun brechen 25 von ­ihnen ihr Schweigen und sprechen über ihre Homo­sexualität und/oder Transidentität.

 

Es sind die Geschichten von Timo, Karen, Roland, Paul, Matthias, Valeria, Michael, Danilo, Birgit, Rainer, Susanne, Micha, Melanie, Micha, Anke, Benjamin, Annette & Melina, Elena, Thomas & Janina, Markus, Rachel, Peter, Karin, Timo und Thea. Sie alle erzählen von der existenziellen Suche nach Identität. Von Konflikten mit ihren Kirchen und Gemeinden. Vom Glauben, den sie trotz leidvollen Erfahrungen nicht aufgegeben haben. Ihre Geschichten sind der bewegende Beleg dafür, dass Gottes Liebe kein Aber kennt.

Gedanken & Wünsche

MICHA

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»Für mich allein hat sich's gelohnt, mein Kapitel zu schreiben. Zum einen konnte ich dadurch selbst noch einmal das Erlebte mit Abstand reflektieren, gerade auch in Bezug auf meine Eltern und was sie damals alles versäumt haben. Zum anderen ist auch das Feedback zu meinem Kapitel interessant – einige Freunde haben es gelesen, einigen ging es sehr nahe, einige verstanden erst jetzt, welche Parallelwelt Evangelikalien ist, und ja, es tat auch gut zu hören, dass meine Leute stolz auf meine Entwicklung sind.«

 

ANKE

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»Das Coming-out unseres Sohnes, wie auch unser eigenes Öffentlichwerden, hat viel verändert. Denn auch wir als Eltern erlebten in dem Moment, als wir offen mit der Lebensrealität unseres Sohnes umgingen, eine Art Coming-out. Und was die Buntheit und Vielfalt in Gottes Schöpfung betrifft, hat sich unser Horizont beachtlich erweitert. Ich gehe mit anderen Augen durch die Welt. Alles in allem ist das besondere Wesen unseres Sohnes eine große Bereicherung für unsere Familie und ich freue mich, das erleben zu dürfen.«

 


THOMAS

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»Das Thema Glauben und Homosexualität ist auf beiden Seiten dieser scheinbaren Extrema schwer stigmatisiert. Ich als Betroffener komme aus einer sehr konservativen Familie, in der mein Schwulsein als Sünde bezeichnet und ein Teil meines Lebens bewusst ausgegrenzt wurde. In meinem späteren schwul-lesbischen Freundeskreis waren Themen wie Glaube, Christsein und Kirche höchst negativ besetzt, weil man als homosexueller Mensch ausschließlich negative Erfahrungen gemacht und Ausgrenzung erlebt hatte. Ich wünsche mir, dass das Buch NICHT MEHR SCHWEIGEN hier eine Brücke sein kann und möchte mit dazu beitragen, Vorbehalte zu nehmen und anderen zu zeigen, dass christlicher Glaube und Homosexualität kein Widerspruch sein muss. Doch es ist nicht leicht, Menschen, die immer wieder zu hören bekommen: Du musst draußen bleiben! oder Ändere dich, sonst hast du keinen Platz hier! zu zeigen, dass Gottes Arme auch für sie ausgebreitet sind – eine Herausforderung, der ich mich stellen will.«

 


DANILO

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»Ich hätte niemals für möglich gehalten, solch einen Sinneswandel zu vollziehen. Nicht mit meiner pfingstkirchlichen Prägung. Nicht mit meinen festen Glaubensgrundsätzen. Meine Sexualität hat mich geistlich und geistig herausgefordert, meinem Leben Chance und Hoffnung gegeben. Aus der Not heraus wuchs aus oberflächlichem Buchstabenglauben ein tiefer und vor allem lebbarer Gottesglaube.«

 

ELENA

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»Wenn man plötzlich herausgefordert wird, etwas über sein eigenes Leben zu schreiben, dann kommt man schon ins Grübeln, vor allem, wenn es um Homosexualität geht. Ein Thema, welches in der christlichen Welt sehr unterschiedlich gesehen und bewertet wird. Die Reaktionen darauf reichen von völliger Annahme über ein Gerade-noch-geduldet-Sein bis hin zu Gemeindeausschluss und völliger Distanzierung. Die haarsträubenden Geschichten, die meine lieben homosexuell empfindenden Freunde teilweise aus ihren christlichen Gemeinden erzählen, machen mich traurig. Und wütend – sehr wütend.«

 



Alle Autorinnen und Autoren dieses Buches bleiben aus persönlichen Gründen ­anonym. Es werden ausschließlich Vor­namen oder Pseudonyme genannt. Die meisten von ihnen kommen aus dem christlich-konservativen Umfeld und ­haben durch die Initiative Zwischenraum e. V. zueinander gefunden.

 

Timo Platte hat sich viele Jahre als diakonischer Begleiter in der Straffälligenhilfe engagiert. Seit 2019 ist er selbständiger Fotograf und Grafikdesigner in Wuppertal. Als Herausgeber und Mitautor dieses Buches möchte er Menschen herausfordern, sich ergebnis­offen mit Homo-, Bi- und Transsexualität auseinanderzusetzen.